Angst essen Seele auf

In unseren Verein wird der Taildragger grade mal von rund 20% der Piloten geflogen, leider mit abnehmender Tendenz. Es wachsen fast keine Spornradflieger mehr nach und die Älteren hören irgendwann auf. Ich frage mich seit vielen Jahren woran das liegt und wie man dagegen angehen kann.

Ich denke es sind ein paar Dinge die hier zusammenspielen. Zum einen ist es wesentlich anspruchsvoller ein Sportradflugzeug am Boden zu bewegen, vom Landen will ich an dieser Stelle gar nicht anfangen.
Die Landung eines Taildraggers ist eben erst dann beendet, wenn der Flieger in der Halle steht.
Ich selbst habe die CK schon mal böse verbogen, aber das ist eine andere Geschichte.
Was ich jedoch feststellen konnte ist immer das gleiche, Spornradaspiranten werden, sobald sie den Mut aufgebracht haben sich öffentlich für eine Spornradeinweisung zu interessieren, erst mal mit den harten Fakten konfrontiert. Es wäre sehr kompliziert Spornradflugzeuge zu starten, zu landen und zu rollen, alle anderen Taildraggerpiloten haben in Ihrem Fliegerleben schon mindestens einen Ringelpietz gemacht und der Spornrad-Aspirant wird keine Ausnahme sein. Meistens ist nach der Ground-Loop so viel kaputt dass irgendwann die Versicherung  zu teuer wird… Und …Und …Und…

Es ist ja alles richtig, aber ich frage mich warum man das mir 1993 nicht gesagt hat, ich hätte dann bestimmt auch die Cessna-150 genommen weil ich es mit der Angst zu tun bekommen hätte.

Warum macht man den Spornradflugschülern Angst?
Ja, wir hatten seit 2007 drei relativ teure Versicherungsfälle: einen Kopfstand, einen Zusammenstoß am Boden und einen Ringelpietz. Aber muss man das jedes Mal, wenn sich jemand für den Flieger interessiert und den Mut aufbringt etwas neues zu lernen und seinen fliegerischen Horizont zu erweitern sofort vor Ihm breittreten und Ihm dadurch zu verstehen geben, dass man der festen Überzeugung ist, er wäre der nächste der der Flieger verbiegt?

Sollten wir jenen nicht besser Mut machen und sie in ihrer Entscheidung bestärken, selbstverständlich nicht ohne zu gegebener Zeit, während der „Umschulung“  auf die Risiken hinzuweisen.
Sollten wir ihnen nicht besser die Angst nehmen als ihnen Angst zu machen?
Sollten wir ihnen nicht erzählen wie schön es ist, in einem stoffbespannten Hochdecker aus den 1950er Jahren gemütlich mit 80 mhp in der Luft zu wandern.

Wenn keiner nachkommt und wenn wir keine Förderung betreiben ist es nur eine Frage der Zeit bis auch die letzten Spornrad-Enthusiasten aufgeben müssen.

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comments

15 comments

  1. Bernd sagt:

    Da bin ich völlig bei Dir! Leider ist es heute schon fast zur guten Sitte geworden, Interessenten eher abzuschrecken als zu motivieren.
    Uns ist schon in der Ausbildung der „Unsinn“ eines Flugzeugs mit Einziehfahrwerk eingebleut worden und anschließend hieß es auch nur überall dass es nur zwei Kategorien von Einziehfahrwerkpiloten gäbe… – die, die es schon hinter sich haben und die anderen (das Landen mit eingefahrenem Fahrwerk…).

    Da braucht man als Newbie schon ein ausgeprägtes Selbstbewußtsein um sich 20 Monate nach Erhalt des PPL eine Mooney als eigenes Flugzeug zuzulegen aber wie fast bei allem im Leben ist es einfach eine Frage der Einstellung…

    • Hobbypilot38 sagt:

      Nun – aus meiner Erfahrung heraus muss ich es aber leider bestätigen – die einen haben es vor sich – die anderen hinter sich. Und die Gefahr steigt meines Erachtens mit der Flugerfahrung und Routine des Piloten. Ein Anfänger oder Gelenheitsflieger wird das Fahrwerk nicht vergessen. Auch mit Spornrad habe ich einige aufregende Erlebnisse gehabt!

  2. F.Otterstedde sagt:

    Du sprichst mir aus der Seele. Ich versuche immer schon die Besonderheiten der Spornrad Flieger herauszustellen. Aber es gibt halt immer diese Scheininhaber die meinen ein Flugzeug brauche ein Lenkrad und ein Bugrad. Ich sage immer wo kein Bugrad drann ist kann auch keins kaputtgehen. Unser Verein schult auf Aquila. Die kaufen Bugradgabeln im 10er Pack…
    Und das schlimmste ist, dass sie vergessen wozu man das Seitenruder braucht.

  3. HB-YLM sagt:

    Dem kann ich auch nur zustimmen. Meine ersten 500h in der Luft machte ich nur auf Burgrad. Vom Tecnam , über Archer bis hin zur Yak-52.
    Danach kaufte ich mir mein erstes eigenes Flugzeug. Mittlerweile habe ich mein drittes Flugzeug und endlich mein Ursprungsgedanke am eigenen Flieger gefunden. Eine Vans RV7. ( die vorderen beiden sind natürlich verkauft 🙂 )
    Mein erster Taildragger. Ich habe also nach rund 950 Landungen im Buch direkt auf meinem neuen Flieger das Spornrad gemacht. Ich muss zugeben, am Anfang gar nicht so einfach. Mittlerweile sind 200 Landungen eingetragen. Es ist zwar eine Herausforderung, aber das fliegerische Verständnis und das „fühlen“ was passiert wird nur verstärkt. Denkt man an frühere Zeiten ( WWII ) haben alle richtigen Asse nur Heckrad geflogen. Bei uns gibt’s einen Spruch: Taildragger ist für Männer, Bubis fliegen Bugrad. Etwas hart diese Aussage. Ich fliege nach wie vor beides wobei Bugrad nicht mehr so oft, da ich ja mein eigenes Flugzeug bewegen will.
    Übrigens, die Clubs und Flugschulen sollten eh von dem Trip der Billigflieger runter kommen wo die meisten nicht mal die TBO der Motoren hält oder wo man aufpassen muss wo man hintritt damit auch nichts verbogen wird. In unserem Club schulen sie mit Tecnam’s . Ich glaube wir kaufen hier auch die 10er Pack von neuen Bugrädern.
    Ich kann jeden nur ermutigen zum Taildragger fliegen. Willst du dir nach dem Lottogewinn eine Mustang kaufen, so musst du es ja eh schon mal gelernt haben *Scherz*.
    Was man auch noch feststellt, besonders bei den älteren Piloten: Wer lange Taildragger geflogen ist fliegt die Kiste mit dem „Füdle“ ( schweizerdeutsch, bedeutet Hintern ) Da wären wir halt wieder beim obigen Thema, dass man ein Gespür für die Maschine bekommt. Fliegergrüsse aus der Schweiz

  4. Dietmar sagt:

    Bei uns im Verein beginnt jede Ausbildung auf dem Scheibe Motorsegler, natürlich mit Spornrad, egal welchen Schein der neue Pilot oder die neue Pilotin auch bei uns macht. Keiner unserer Vereinskameraden hat daher Angst vor dem Spornrad, jeder hat es erlebt und zu beherrschen gelernt, bevor er auf UL, VLA, oder E-Klasse wechselt.

    • Das ist genau der Punkt. Wir haben uns 1994 eine der ersten DV-20 gekauft und seit damals gab es nach mir keinen einzigen Flugschüler mehr der seine fliegerische Grundausbildung auf der L-18C gemacht hat.
      Alle wollten nur noch und ausschließlich den „Joghurtbomber“ fliegen.
      Wo sollen denn bitte neue Piloten herkommen, wenn man Sie nicht selber ausbildet?

  5. Reinhard Rötzer sagt:

    Eigentlich schade, Spornradflieger sind anders als Bugradmaschinen, aber nicht gefährlicher. Ich habe knappe 3000 Flugstunden auf dem Buckel, davon über 90% auf Sportlern, vom Scheibe Falken über Jodel, Bücker und Piper bis zur T6.
    Wenn man nur auf Spornrad gelernt hat, dann weiß man gar nicht, welche Fehler man als Bugradpilot machen kann. Das habe ich erst bei vielen Einweisungsflügen gemerkt.
    Deshalb mein Rat: Nicht aufgeben, Spornradfliegen macht viel Freude, lass Dich gut einweisen, bei euch gibt es bestimmt gute Piloten, bzw Fluglehrer die Dich auf einer Piper fit machen. Notfalls kann ich auch helfen, aber dann musst Du nach Bayern kommen.
    Grüße aus EDMD

    • Hi Reinhard,
      vielen Dank für Dein freundliches Angebot, ich fliege seit meiner Flugausbildung 1993 unsere L-18C.
      Aber ich komme sehr gerne auf Dich in einer anderen Angelegenheit zurück wenn Du es erlaubst.
      ich könnte ja mal mit der L18C nach EDMD kommen 😉
      Grüße aus ETSE
      Mike (auch Bayern)

  6. Bart Sijmijnck sagt:

    Hi,

    Ein Problem ist es überhaupt einen Taildragger zu finden der zu mieten ist.
    Ich habe keiner gefunden innerhalb 100km Radius und habe nun selbst einen gekauft:)

  7. Reinhard Holl sagt:

    Die gute alte D-EFCK gibts noch!!! 🙂 schön!
    Bin in der auch schon ein paar Mal mitgenommen worden (in der Zeit, wo ich meine TWR- und GCA-Lizenz gemacht hab (’86 – ’91).
    Pass gut auf die alte „Dame“ auf! 😉

  8. Henry Bohlig sagt:

    Hallo wenn Spornradeinweisungen benötigt, wir bringen es Euch nach allen Regeln der Kunst bei.
    Alle unsere Flugschüler und Umschüler haben ob Extra 300 oder Savage so lange mit mir üben können, bis alles perfekt war.

    Gruß Henry

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